Äbtissin Lucardis

Ulrich II. von Hagen-Münzenberg (+ 1255) überließ das Waldgebiet Patershausen zwischen Heusenstamm und Dietzenbach, der Schwester seiner Mutter, Lukardis (Lucardis) von Ziegenhain, und seiner eigenen Schwester Lukardis von Münzenberg, um dort ein Kloster zu gründen. 

Lucardis von Ziegenhain war bis 1268 erste Äbtissin des 1252 neu gegründeten Klosters Patershausen.

Um dies zu werden, musste sie vorher Nonne werden. Sie wurde Zisterziensernonne und musste dazu auf die Frage einer Äbtissin "Was begehrst du?" antworten: "Die Barmherzigkeit Gottes und des Ordens."
Der Weg zum ewigen Gelübde führt zum Ziel "der Liebe zu Christus nichts mehr vorziehen": Regula Benedicti (RB) 4,21.

Die Zisterzienserklöster sind in heutiger Sprache ‚Hotspots‘ der Spiritualität und erschlossen darüber hinaus für sich und die Bauern in der Nähe erfolgreiches und umweltgerechtes Betreiben der Landwirtschaft, die wegen des Bevölkerungs-Wachstums und der Bewahrung der Schöpfung unerlässlich war. 

Der Anfang der Zisterzienser geschah 1098. Ihr Gründer Robert von Molesme zog dazu in die Einöde von Cîteaux (Zisterz) in Burgund. Grund dafür war die benachbarte Benediktiner-Abtei Cluny, die durch Erbschaften vor Reichtum strotzte. Er wollte zurück zur echten Mönchsregel des Hl. Benedikt: Beten, leben von eigener Hände Arbeit, lernen: Ora et labora et lege. 

Rechtsrheinisch begannen die Zisterzienser in Eberbach im Rheingau. Der Hl. Bernhard von Clairvaux, selbst Mitbegründer der Zisterzienser, schuf das dortige Zisterzienser-Klosters. Es folgte die Gründung des Zisterzienser-Klosters Arnsburg bei Lich, das durch eine Schenkung einer verlassenen Burg der Herren von Münzenberg (Wetterau) entstehen konnte.

Deren Nachfahre Ulrich II. von Münzenberg hat Patershausen in seiner Besitzung Babenhausen für die Gründung eines Frauenklosters gestiftet (20. Januar 1252). Der erste Konvent der Nonnen kam vom Zisterzienserinnen-Kloster St. Katharinen Eisenach (gegründet zwischen 1208 und 1214, aufgelöst 1525). Die Wahl der ersten Äbtissin von Patershausen fiel auf seine Tante Lucardis, Priorin wurde seine jüngere Schwester - gleichen Namens - Lucardis.

Der Anschluss an die Zisterzienser (Filiation Arnsburg) vollzog 1267 der Erzbischof von Mainz, Kurfürst und Erzkanzler des Heiligen Römischen Reiches, Werner von Eppstein (1259 bis 1284).

Patershausen wurde zum Kraftzentrum - "Kraft des Glaubens" - für die ganze Umgebung.

Äbtissin Lucardis war Zeugin des Aufbruchs und für Heusenstamm (urkundliche Erstnennung 1211) wie auch für Rembrücken (urkundliche Erstnennung 1268) ein Segen.

Klöster von Zisterziensern und Zisterzienserinnen bestehen bis heute an vielen Orten der ganzen Welt. Das Zisterzienserinnenkloster Patershausen hat sich nach dem Augsburger Religionsfrieden (1555) aufgelöst. Es bestand 304 Jahre lang bis 1556.